München: Löwen, U-Bahn und ein versnobter Mobs

Skurril • modern • herzlich • München, eine Stadt zum Verlieben


München war schön öfters mein Ziel. Ankommen – einchecken – Termin einhalten – wieder heim. Doch diese Reise sollte ungeplant ganz anders werden.
Es lief alles wie immer, problemloses Einchecken am Flughafen, kurzer Flug und doch genug Zeit um ein Buch, das mir vor der Abreise in die Hände fiel, zu lesen. „Die Kunst des Reisens“ von Alain de Botton. Er schreibt in seinen Aufzeichnungen von Eindrücken, Hintergedanken und Ängsten, die den Reisenden genauso begleiten wie das Staunen, der Entdeckergeist und die Abenteuerlust. Also beschloss ich, nicht sofort nach meinem Termin ins Hotel zu fahren, sondern mir etwas Zeit zu nehmen, um die kleinen Marotten dieser ganz eigenen Großstadt zu beobachten.

Auf dem Weg in mein Lieblingscafé fiel mir so einiges auf. Zum Beispiel die vielen Löwen allerorten. Sie sind typisch für München. Am Odeonsplatz sind sogar zwei, deren Nasen Glück bringen, wenn man nur dem einen einen Wunsch aus der Schnauze zieht und dann dem anderen wieder ins Nasenloch hineinbohrt. Wundern Sie sich also nicht, wenn in München die Menschen an den Nasen von Löwen rubbeln.

Direkt um die Ecke liegt der malerische Hofgarten, aus dessen Pavillon jeden Nachmittag Jazz-Variationen herübertönen. Am schönsten ist es dort gegen Abend, wenn sich die Sommersonne über die Grünflächen ergießt. Dann stehen die Chancen gut, dass ein versnobter Münchner Mops, einer von unzähligen, an der Liegewiese vorbeiwackelt und interessiert die frankophilen Boule-Spieler beobachtet. Umgeben von Spaziergängern und geschäftigen Stadtmenschen, lässt man sich gerne im mondänen, glamourösen München mittreiben. Bis man im schönsten Café der Stadt angespült wird. Der Altmünchner Stadtteil Schwabing ist mit seinen trendigen Lokalen und gemütlichen Cafés zugleich Treffpunkt für die Münchner Jugend und eine Oase für leidenschaftliche Stadtflaneure. Das schönste Café findet sich dennoch am kleinen Sebastiansplatz in der Münchner Altstadt: eine unscheinbare italienische Trattoria mit dem Namen „Baricentro“. Im Vorbeigehen ist es leicht zu übersehen, doch zwischen fünf und sechs Uhr nachmittags, wenn die ersten Strahlen der sanften Abendsonne ihren Weg bis auf die Pflastersteine vor dem kleinen Lokal finden und den Sebastiansplatz in blasses Goldgelb tauchen, gibt es keinen einzigen freien Tisch mehr. Ein wunderschöner Platz, um die Gedanken schweifen zu lassen und mit glasigem Blick Espressi zu schlürfen. An keinem Ort kann man das Flair der Stadt München besser wahrnehmen als dort. Wer doch lieber der deftigen bayrischen Kulinarik frönt, der ist mit einem der vielen Biergärten gut bedient. Der Augustinerkeller in der Arnulfstraße bei der S-Bahn Station Hackerbrücke ist ein Garant für „an guadn“ Appetit. Die bayrische Lebensart kommt vor allem im lustigen Treiben der Biergärten durch.

Die Münchner U-Bahn hingegen gehört zu den morbiden Seiten der süddeutschen Metropole. Wie jede U-Bahn verströmt auch die in München einen unverkennbaren penetranten Geruch, der selbst nach dem nur zweiminütigen Durchqueren einer Passage hartnäckig in den Kleidern haftet. Meine zweifelhafte Einstellung zur München-U-Bahn könnte natürlich auch daher rühren, dass ich nur im äußersten Notfall mit der U-Bahn fahre und lieber weite Fußwege vorziehe, als dicht gedrängt, inmitten einer anonymen Masse auf die einfahrende Bahn zu warten, um dann festzustellen, dass ich wieder in die falsche Richtung gefahren bin. Aber das liegt wohl ganz allein an mir.

Ein Abschlusstipp? Fliegen Sie nach München, es zahlt sich aus!